Zeichnung ist für mich die Anwendung von Linien, Punkten oder Strukturen auf einer zwei- oder dreidimensionalen Fläche. Meiner Ansicht nach deckt diese Definition von "Zeichnung" wahrscheinlich den größten Teil der Kunstwerke ab, die derzeit unter "Zeichnung" subsumiert werden - abgesehen natürlich von einigen Grenzfällen.So verstanden hat die Zeichnung eine besondere Eigenschaft, die sie von allen anderen mir bekannten visuellen Kunstformen abhebt - etwas, das ich als ihren "analytischen" Charakter bezeichnen würde: Jedes gezeichnete Artefakt ist zwangsläufig eine Zusammensetzung kleinerer Elemente - Punkte, Linien, Strukturen, Schraffuren, Texturen oder winzige Flächen, die alle zur Konstruktion eines visuellen Gesamteindrucks führen.So gesehen entspricht das Zeichnen meiner eigenen Denkweise, das vor allem ein nicht enden wollendes philosophisches Staunen über die überwältigende Komplexität der Welt, in der wir leben, ist - eine Komplexität im Kleinen, Mittleren und Großen, die sich uns in jedem einzelnen Moment unseres Lebens visuell offenbart - und von der wir gleichzeitig wissen, dass sie sich unserem Verständnis entzieht: Selbst ein einzelnes Blatt eines Baumes ist unter dem Mikroskop enorm detailliert und komplex - ein Mensch bräuchte Monate, wenn nicht Jahre, um all diese winzigen Details wenigstens visuell zu erfassen – ganz zu schwiegen davon, das Kompositionsprinzip all dieser Details zu durchschauen.Meine Zeichnungen sind von dem Drang motiviert, diese philosophische Ehrfurcht visuell und haptisch einzufangen, indem ich so viele Details und so viel visuelle und semantische Komplexität einbeziehe, wie es dem Menschen möglich ist - und wie es das Medium erlaubt. Das ist ein mühsamer Prozess, der Konzentration, Geduld und Zeit erfordert.Man könnte sagen, dass ich erfolgreich bin, wenn meine Arbeit beim Betrachtenden meiner Zeichnungen mein eigenes Erstaunen auslösen konnte.
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