Als 1994 der Mangel an Atelierhäusern in Hamburg besonders akut wurde und um die letzten "hippen" Gewerbeflächen ein Mietpreiskampf zwischen besser betuchter "Kreativszene" und Bildenden Künstler*innen zu entbrennen drohte, entschloß sich die Freie und Hansestadt Hamburg mit "kreativ" umgewidmeten Mitteln aus dem Topf der Europäischen Union (so der damalige Finanzsenator a.D. Horst Gobrecht) und in Zusammenarbeit mit der 1977 gegründeten HaGG (Hamburger Gesellschaft für Gewerbebauförderung) – heute eine Tochter der Sprinkenhof GmbH – ein Haus für Künstlerinnen und Künstler zu schaffen.
Das seinerzeit brach liegende Objekt Alte Dosenfabrik in der Stresemannstraße sollte zunächst den Künstler*innen aus der Alten Thedeschule, die aufgrund geburtenstarker Jahrgänge für den Unterricht reaktiviert wurde, neue Räumlichkeiten verschaffen, da diese sonst auf der Straße gestanden hätten. Die HaGG und insbesondere Günter Elste – damals Mitglied der Hamburger Bürgerschaft und Geschäftsführer der Hamburger Gesellschaft für Beteiligungsverwaltung (Holding der Hamburger Staatsunternehmen) – entwickelten und forcierten ein Konzept für eine Mischkultur von günstigen Ateliers und Gewerbeflächen auf insgesamt über 6.000 Quadratmetern.
Von Seiten der Kulturbehörde initiierte die damalige Kultursenatorin Dr. Christina Weiss nach New Yorker Vorbild den Writers‘ Room. Er stellt bis heute Schriftsteller*innen und solchen, die es werden wollen, Arbeitsplätze mit Computer zur Verfügung.
Zusätzlich entstand auch eine Probebühne für Theaterprojekte, die jährlich projektorientiert neu belegt werden sollte. Sie besteht heute in dieser Form nicht mehr. Neue Formen der Zusammenarbeit haben sich etabliert.
Die Erstbelegung der Ateliers regelte eine Jury aus Künstler*innen, Kulturbehörde und dem Verein Ateliers für die Kunst (Ateliers für die Kunst e.V.) aus einer Fülle von Bewerbungen. Heute laufen Neuvermietungen über den AfdK e.V. und die Mitgliederversammlung des TheSe e.V., dem "Hausverein" der Dosenfabrik.
Im Herbst 1994 bezogen die ersten Mieter die neuen Räume, die sie in viel Eigenarbeit selbst mit ausgebaut und bezugsfertig gemacht hatten. Die offizielle Eröffnung fand im Januar 1995 statt. Insgesamt wurden für Bildende Künstler*innen 28 Ateliers geschaffen, die über einen Zeitraum von 30 Jahren zum Selbstkostenpreis abgegeben werden. Die Dosenfabrik ist damit das größte Atelierhaus in der Hansestadt Hamburg.
Bis heute herrscht eine stetige Fluktuation von Künstler*innen, aber auch Gründungsmitglieder sind noch im Haus tätig und für das "Basis-Knowhow" unersetzlich – Kontinuität ist gewährleistet. Außer den klassischen Disziplinen Malerei und Bildhauerei entstehen hier nebeneinander Filme, Netzkunst, Videos, Fotografien, Installationen, Performances und Konzeptkunst. Aus der bunten Durchmischung ergaben sich über die Jahre vielfältig vernetzte Aktivitäten. Kein homogenes Bild also, das die Gruppe der hier Arbeitenden auszeichnet. Die verschiedenen Ansätze und die über die Jahre entstandene sporadische Zusammenarbeit machen den Reiz dieses Atelierhauses aus.
Die Komplexität des Schaffens läßt sich am besten beim Tag der offenen Ateliers DOSE OPEN (heute: TdoA, "Tag der offenen Ateliers") erleben. Seit 1995 werden einmal im Jahr die Türen für die Öffentlichkeit aufgesperrt. Inzwischen gibt es ein Stammpublikum, das aufmerksam die Veränderungen in der Arbeit der einzelnen Akteur*innen verfolgt. Der von der Ateliergemeinschaft gegründete Verein These e.V. koordiniert den gemeinsamen Auftritt nach außen. Die verbleibenden Gewerbeflächen des Komplexes wurden und werden durch die Vermieterin Hamburger Gesellschaft für Gewerbebauförderung (HaGG) – heute Teil der Sprinkenhof GmbH – behutsam mit einer sich ergänzenden Mischkultur bestückt: So wird in der Dosenfabrik nicht nur "fair gehandelt" (GEPA) und heimatliches gepflegt (Centro Sardho), sondern auch auf mehreren Ebenen getanzt.